BLICK NACH VORN N° 4

Rückblick BNV N° 4 – Gebäuderessourcen(pass)

Im nachhaltigen Transformationsprozess kommt zirkulärer Architektur eine Schlüsselrolle zu: Die Lebenszyklen und Materialien, mit denen unsere gebaute Umgebung konstruiert wird, ist in ihrem Impact einzigartig.

Schon vor zehn Jahren stoßen sich Dominik Campanella und Julius Schäufele an dem massenhaft von Baustellen entsorgten Neubaumaterial und hochwertigen Abrissgut, dessen Nutzwert blind verneint wird und das bei der Entsorgung noch weitere Ressourcen verschlingt. Sie sehen die dringende Notwendigkeit, die Baubranche zirkulärer zu gestalten und gründen 2012 mit Concular einen digitalen Markplatz für wiederverwendbare Baumaterialien.

Seitdem hat sich das Thema etabliert: „Heute beschäftigen sich fast alle mit Zirkularität im Bauwesen.“ meint Julius. „Jedoch sind wir noch lange nicht da, wo wir hin wollen, bzw. müssen.“ Es ist wichtig, die Gebäude- und Immobilienwirtschaft mit einzubeziehen: Planungs- und Architekturbüros, Rückbauunternehmen – alle Beteiligten müssen für eine nachhaltige Transformation ihre Arbeitsweise ändern.

Concular positioniert sich im Leerraum zwischen verfügbarem Angebot von gebrauchten Baumaterialien und ihrer Nachfrage. Dabei analysiert und dokumentiert das junge Unternehmen verbaute Materialien präzise auf ihre physischen, systemischen und funktionalen Eigenschaften. Anhand der so erstellten digitalen Materialpässe werden schlummernde Werte/Ressourcen in Bestandsgebäuden sichtbar – und eine erneute Verfügbarmachung überhaupt erst möglich.
Durch intelligentes, digitales Material-Matching mit kommenden Bauvorhaben können verbaute Materialien bereits vor ihrem Aus- oder Rückbau vermittelt und in laufende Gestaltungs- und Planungsprozesse integriert werden. Abbau- und Neubauprojekte werden untereinander terminlich koordiniert und die vorhandenen Ressourcen wandern von einem Bau zum anderen. So schließen sich Materialkreisläufe in zirkulären Wertschöpfungsketten.

Viele Faktoren begünstigen aktuell dieses Konzept. Sozialer Druck, auch aus der Mitte der Gesellschaft, nachziehende Weichenstellung der Legislative, aber auch wirtschaftliche Entwicklungen spielen eine Rolle: Neben steigenden Entsorgungskosten beeinflusst z.B. der russische Angriffskrieg auf die Ukraine Lieferketten und Verfügbarkeit von Baumaterial. Was schon verbaut ist, kann hingegen garantiert lokal verfügbar gemacht werden und bietet vergleichsweise hohe Planungssicherheit.

Die Philosophie von Concular konzentriert sich auf die 3 Hauptbereiche:
1. Design & Zirkularität: Wie werden Dinge miteinander verbunden? Lassen sich die einzelnen Teile wieder voneinander lösen/zerlegen? Materialien und Bauteile werden dabei möglichst lange in funktional gleichwertigen Kreisläufen eingesetzt, demontierbare Montage durch „Design for Disassembly“ ermöglicht und Gebäude als Ressourcen- und Materialspeicher verstanden.
2. Digitalisierung: Was ist eigentlich im Gebäude drin? Welche Materialien, mit welchen Konditionen? Der Gebäuderessourcenpass ist im Koalitionsvertrag auf Seite 70/71 verankert. Zusätzlich sinnvoll sind digitale Produktpässe der einzelnen Bauteile. Bestandsgebäude können eigentlich jederzeit digitalisiert werden – es muss nicht auf den Rückbau gewartet werden.
3. Vermittlung zwischen Angebot & Nachfrage: Bauteilbörsen müssen die Lager- und Planungsproblematik so lösen, dass sie gar nicht erst auftreten. Dafür müssen die Zeiträume durch gute Koordination ausbalanciert werden. Am besten laufen Rückbau und Neubau parallel, denn wegen der relativ langen Laufzeit von Neu- und Rückbauprojekten können die vermittelten Materialien i. d. R. völlig unproblematisch über längere Zeträume auf der einen oder anderen Baustelle gelagert werden. Somit ist selten eine gesonderte Lagerhaltung nötig.

Concular leistet damit einen wichtigen Beitrag für die notwendige Revolution im Bausektor.
Wir danken Julius für seine spannenden Einblick und seine positive Energie!

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BLICK NACH VORN N° 4
Materialpässe. Materialkreisläufe. Digitale Revolution.

Am Donnerstag den 27. Oktober 2022, dem letzten Donnerstag im Monat, laden wir zu unserer hybriden Veranstaltungsreihe BLICK NACH VORN ein.

Zu Gast im Oktober ist Julius Schäufele von Concular. Thema: Revolution in der Baubranche. Wie durch die Erstellung von digitalen Materialpässen, live Ökobilanzen und intelligentem Material-Matching zirkuläres Bauen effizient umgesetzt werden kann.

Zoom Meeting ID: 983 5103 1937; Kenncode: 236400
Vor Ort: @Atelier Gardens Berlin (Oberlandstraße 26-35, 12099 Berlin -> Studio wird am Eingang bekannt gegeben)
Teilnahme: Spendenbasis via Paypal

In der Bauwirtschaft zeigt sich ganz besonders, dass unser allgegenwärtiges, lineares „Take-Make-Waste“-System in eine zivilisatorische Sackgasse führt – gehen doch knapp 40% der weltweiten Treibhausemissionen, 50% der Rohstoffentnahmen und 60% des gesamten Müllaufkommens auf ihr Konto.

Concular positioniert sich im Leerraum zwischen verfügbarem Angebot von gebrauchten Baumaterialien und ihrer Nachfrage und leistet mit seiner Unternehmensstrategie einen wichtigen Beitrag für die notwendige Revolution im Bausektor. Wie genau Concular arbeitet, was Materialpässe sind, welche Rolle die Digitalisierung dabei spielt und mit welchen Herausforderungen diese Arbeit verbunden ist, wird uns Co-Gründer und Managing Director Julius Schäufele berichten.

Wir freuen uns auf dich!

Anna & Felix + Sustainable Design Center, Material Mafia, ATELIER GARDENS, Haus der Materialisierung 

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